IT-Infrastruktur zur Umsetzung des KHVVG – Überblick und Bewertung

Digitalisierung braucht mehr als PDF-Uploads – sie braucht Standards, Interoperabilität und zentrale Steuerung. Die Umsetzung des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) ist ein IT-Großprojekt mit vielen offenen Fragen: Wer koordiniert den Datenaustausch? Welche Standards gelten? Und wie digital ist der aktuelle Stand wirklich? Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über Rollen, Infrastruktur und offene Baustellen – mit einem Fokus auf Interoperabilität und dem Unterschied zwischen elektronisch und digital.

Ausgangslage und Handlungsdruck

Mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) wurde ein umfassendes IT-Großprojekt angestoßen. Zu der bisherigen Kommunikation mit den Medizinischen Diensten treten neue Akteure hinzu. Da mit den Leistungsgruppen ein neues Prüf- und Zuweisungsthema eingeführt wurde, sind bestehende IT-Anwendungen der Beteiligten zu erweitern oder vollständig neu zu konzipieren.

Zentrale Anforderungen an alle Beteiligten

– Bereitstellung einer Fachanwendung zur strukturierten Verarbeitung der Informationen
– Integration dieser Fachanwendung in die bestehende IT-Systemumgebung
– Fähigkeit zum standardisierten Empfang und Versand von Daten

Zusätzliche Herausforderungen für einzelne Akteure

Krankenhäuser: Wie lassen sich Informationen aus unterschiedlichen Prüfanlässen konsolidieren? Wie werden Ressourcen effizient verwaltet?
Medizinischer Dienst: Wie werden Daten aus verschiedenen Prüfverfahren zusammengeführt und analysiert?
Länder: Wie erfolgt die Verarbeitung der strukturierten Informationen der Krankenhäuser? Wie werden diese mit den Gutachten des MD verknüpft und wie werden Auftragsverläufe überwacht?

Infrastruktur für den strukturierten Datenaustausch

Eine zentrale Aufgabe ist die Bereitstellung einer interoperablen Infrastruktur für den strukturierten, elektronischen Datenaustausch zwischen den Beteiligten. Dies wirft grundlegende Fragen auf:
– Über welche Kanäle laufen Anträge, Unterlagen, Strukturdaten und Gutachten?
– In welchen Formaten liegen die Daten vor, und wie sind sie interoperabel strukturiert?
– Wer setzt die Standards – und inwieweit werden existierende Interoperabilitätsstandards (z. B. IHE, HL7, FHIR) genutzt?

Für die Klassifikation von Unterlagen hat sich der Medizinische Dienst auf eine Erweiterung der IHE-Klassifikation verständigt. Unklar bleibt, welche Metadaten mit den Unterlagen übermittelt werden und wie diese standardisiert sind. Auf einem Anwendertreffen im Frühjahr 2025 wurde von Krankenhäusern kritisiert, dass keine Möglichkeit bestände, Strukturinformationen direkt mit den bereitgestellten Unterlagen zu verknüpfen. Dabei sind entsprechende Formate über die gematik verfügbar und adaptierbar.

Während das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) FHIR als Standard für den Datenaustausch zwischen Akteuren im Gesundheitswesen propagiert, setzt der Medizinische Dienst bisher offenbar auf proprietäre Übergangslösungen.

Zentrale Komponenten

MD-Portal / MDX-Portal: Zentrale Plattform zur Übermittlung von Anträgen und Prüfunterlagen.
Ergebnisdatenbank des Medizinischen Dienstes Bund: Vom KHVVG gefordert, aber bisher nicht realisiert. Die entsprechende rechtliche und technische Ausgestaltung steht aus.

Elektronischer Datenaustausch versus echte Digitalisierung

Die Zeiten, in denen Krankenhäuser Unterlagen ausdruckten und per Post oder Fax an den Medizinischen Dienst übermittelten, gehören der Vergangenheit an. Dennoch ist der heutige elektronische Austausch häufig nur eine digitale Variante desselben analogen Prozesses – etwa, wenn PDF-Formulare ausgedruckt, handschriftlich ergänzt und anschließend wieder eingescannt werden.

Insbesondere die Antragstellung böte sich für eine durchgehend digitale Bearbeitung und Zentralisierung an. Stattdessen existiert aktuell eine uneinheitliche IT-Landschaft mit dem MD-Portal und regionalen Plattformen der Medizinischen Dienste. In der Praxis dominiert weiterhin der Upload von PDF-Dateien – mit begrenztem Automatisierungspotenzial.

Abbildung: KHVVG – IT-Infrastruktur (Eckardt 03.11.2024)

Die Abbildung zeigt die vernetzte IT-Infrastruktur zur Umsetzung des KHVVG. Dargestellt sind zentrale Plattformen wie das MDX-Portal, die Ergebnisdatenbank des Medizinischen Dienstes Bund, sowie Fachanwendungen und strukturierte Datenbanken. Der bidirektionale Austausch mit Krankenhäusern, Ländern, Krankenkassen und dem IQTIG wird ebenfalls skizziert. Besonders hervorgehoben ist die horizontale Vernetzung der Fachanwendungen sowie die Zuordnung rechtlicher Grundlagen nach § 283 SGB V.

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